Chloride – immer noch ein Problem in der Lippe

Pressemitteilung vom VSR-Gewässerschutz e.V.

Stark erhöhte Chloridgehalte in der Lippe stellen die Mitglieder vom VSR-Gewässerschutz bei ihren diesjährigen Untersuchungen fest. Im August – September wurden mehrere Messfahrten zwischen Hovestadt und Wesel durchgeführt, um die aktuelle Entwicklung der Salzbelastung zu untersuchen. Schon in Hovestadt ist die Lippe infolge der Abwassereinleitungen und geogener Besonderheiten des Lippegebietes schon mit 110 Milligramm pro Liter Chlorid vorbelastet. Auch bei den weiteren Messstellen bis unterhalb des Wehres in Hamm änderte sich an den Konzentrationen nur wenig. Die Auswirkungen auf die Pflanzen, Insekten und Fische ist noch unbedeutend.

Anderes sieht es auf der Flussstrecke unterhalb von Heringen aus. Hier steigt die Chloridbelastung schlagartig auf den doppelten Wert von 230 Milligramm pro Liter an. Auf der weiteren Fließstrecke wächst die Belastung stetig weiter. So stellten die Gewässerschützer in Werne mit 280 Milligramm und Haltern mit 335 Milligramm fest. Die höchste Konzentration lag dann in Dorsten mit 460 Milligramm pro Liter vor. Auf diesem sehr hohen Niveau verbleibt die Belastung bis die Lippe bei Wesel in den Rhein mündet.

Die Ursache für die sehr hohe Salzkonzentration liegt in den Einleitungen der Sümpfungswässer der Steinkohlebergwerke. Um die untertägischen Bergbaugebiete und die noch betriebenen Schachtanlagen zu sichern, muss der Bergbau das ihm untertage zufließende Grundwasser ständig abpumpen. Dieses Grubenwasser wird der Lippe und ihren Nebenflüssen zugeleitet. Die kohleführenden Schichten liegen an der Lippe in 600 – 800 m Tiefe und fallen nordwärts bis Münster auf Tiefen auf 1.400 m. Aufgrund der zunehmenden Tiefe weist das Grubenwasser von Süden nach Norden steigende Salzgehalt auf. “Durch diese Einleitungen aus dem Bergbau kommt es in der Lippe – eigentlich ein Süßwasserfluss – zu einer massiven Verschiebung der natürlichen Gleichgewichte. Dieses künstlich erzeugte Brackwasser stellt ein Hindernis für alle in unseren Flüssen wandernden Fische dar,”  so Diplom-xOecotrophologin Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende vom VSR-Gewässerschutz.

Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) fordert für alle Flüsse einen guten ökologischen Zustand. Dieses Ziel ist für die Lippe bei einer so hohen Belastung nicht erreichbar. So hat die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) für den Parameter Chlorid einen Richtwert von 100 Milligramm pro Liter festgelegt. Unterhalb dieses Wertes kann von einen guten Zustand gesprochen werden. Von diesem Ziel der WRRL sind wir in der Lippe unterhalb von Hamm noch weit entfernt. Ab 200 Milligramm sind erste ökologische Beeinträchtigungen zu erwarten. Insekten Krebse und Fische werden geschädigt oder verdrängt. Die Selbstreinigung des Flusses verringert
sich.

Schon 1985 und 1990 führte der VSR-Gewässerschutz Untersuchungen zur Belastung in der Lippe durch. Auch wenn sich die aktuellen Chloridwerte gegenüber 1985 im Bereich Datteln und Wesel halbiert haben, so sind Konzentrationen von über 400 Milligramm pro Liter immer noch
wesentlich zu hoch.

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