„Für Touristen sind sie fix – für die Bildung tun sie nix!“

In Anlehnung an einen Demo-Spruch der späten 60er Jahre möchte man so formulieren.

Lesen bildet. Aber: Die Gemeindebücherei wird nach dem Willen der CDU und SPD Ende des Jahres geschlossen. Sie ist die einzige freiwillige Bildungsleistung der Gemeinde. (VHS und Schulen sind Pflichtaufgaben, denen sich die Gemeinde gesetzlich nicht entziehen kann.)

Tatsache ist zwar, dass die Ausleihzahlen der Gemeindebücherei in den letzten Jahren zurückgegangen sind. Aber woran lag das? Die Bücherei wurde seit 20 Jahren systematisch kaputtgespart! So, als ob ein Kaufmann immer weniger Ware einkauft und sich dann wundert, dass immer weniger Kunden kommen.

Und was sind die Folgen, wenn die Bücherei schließt?
Abgesehen von denen, die sich alle gewünschten Bücher selbst kaufen können, und denen, die mobil genug sind, in die Dorstener Bibliothek zu fahren: Kinder und ältere, nicht mehr so mobile Menschen haben keine Chance mehr, eine öffentliche Bücherei aufzusuchen.
Gerade für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ist es aber wichtig, in Literatur und Sachbuch ihr Weltbild und ihre sprachlichen Möglichkeiten zu erweitern. Das aber interessiert die große Koalition aus CDU und SPD überhaupt nicht.

Und besonders an die Adresse der SPD: Aus dem Bildungs- und Teilhabepaket werden für die Kinder der Empfänger von Sozialleistungen zwar die Bibliotheksausweise gezahlt, nicht aber die Busfahrkarten zur Dorstener Stadtbücherei. Gerade diejenigen, deren Bildung besondere Förderung verlangt, werden durch den Beschluss jetzt abgekoppelt.

Für einen Kunstrasenplatz werfen CDU und SPD für die nächsten anderthalb Jahrzehnte viel Geld aus. Für Bildung ist aber kein Geld vorhanden. (Leser haben keinen Verein und keine Lobby!)
Für einen Klimamanager und eine Tourismusmanagerin werden Stellen geschaffen. Für eine Bibliothekarin und die sprachliche Bildung ist aber angeblich kein Geld vorhanden.

Das ist engstirnig, das ist provinziell, das ist nicht zukunftsweisend – das ist beschämend für die Gemeinde.

Was hat das mit dem Tourismus zu tun?
Zum einen: Die Stelle einer „Tourismusmanagerin“ in der Gemeinde wurde zwar geschaffen – für eine Bibliotheksangestellte ist aber angeblich kein Geld da.
Zum anderen: Die Tourismusmanagerin hat schon öffentlich erklärt, dass sie sich auf ein „barrierefreies“ Büro freut. Mit anderen Worten: Die jetzige Bücherei ist als „Schermbecker Tourismusbüro“ vorgesehen. Nach unserer Meinung: ein abgekartetes Spiel. –
Man darf gespannt sein, welche Menschenmassen hier um Zimmernachweise nachfragen.

Warnung: Lesen gefährdet die Dummheit

Artikel kommentieren